Freitag, 27. März 2015

Über die Kunst sich nicht an Rezepte zu halten

Im Rahmen meiner jahreszeitlichen Reinigungswut sind auch mal wieder die Kühlschränke dran. Meine Leidenschaft für Vorratshaltung umfasst nicht einfach nur Lebensmittel sondern auch Würzpasten, Saucen, Gewürze, Marmeladen und andere Brotaufstriche. Nicht nur stelle ich einen erheblichen Teil dieser Sachen selbst her, nein ich habe auch noch den Drang alles ungewöhnliche und bisher nicht getestete beim Einkaufen mit nach Hause zu nehmen. Das stellt mich immer mal wieder vor das Problem, dass die Kühlschränke einen nicht mehr annehmbaren Füllstand an Döschen und Gläschen aufweisen. Eine Reinigung wird zum nachmittagsfüllenden Vergnügen. 

Wegen des gerade wieder erreichten Grads an Überfüllung sind mir einige Käse in der Käseabteilung des Kühlschranks in der Küche nicht rechtzeitig ins Auge gefallen. Sie sind nicht verdorben aber doch am Rand eingetrocknet und nicht mehr käseplattentauglich. Die müssen jetzt wirklich verarbeitet werden, beschließe ich. Und begebe mich zu einer meiner Lieblingsinspirationsquellen für neue Rezepte: Pinterest. Das entbindet mich ja dann auch augenblicklich meiner Verpflichtung den Kühlschrank weiter aufzuräumen und ich kann in Ruhe, Frieden und ohne schlechtes Gewissen prokrastinieren. Fündig werde ich schnell. Pinterest führt mich zu layersofhappiness. Die Bretzeln sehen köstlich aus und sind die Lösung für mein Käseproblem. Nicht dass ich Cheddar hätte. Getrocknete Petersilie ist auch nicht im Haus. Das macht aber nichts, denn ich halte mich eh nur selten an Rezepte.


Umrechnen muß ich allerdings noch, denn die Angaben sind in Tassen angegeben. Hier also nun das Rezept in Gramm und Litern. Die Angaben über die Herstellung des Teigs hab ich kurz überflogen und für zu umständlich befunden. Also werfe ich einfach sämtliche Zutaten zusammen und knete den Teig im Thermomix für 3 Minuten. Ohne Thermomix funktioniert das auch sicher problemlos mit einer anderen Küchenmaschine oder mit der Hand.

500 g Weizenmehl 1050
1 Würfel Hefe
300 ml Wasser
1 Tl Salz
200 g geriebene Käsereste 
2 EL getrocknetes Oregano
1 1/2 EL Zwiebelgranulat

Das Zwiebelgranulat gehört normalerweise nicht in meinen Bestand, ist aber noch übrig von der Herstellung von Trockenfleisch, das meine Männer für eine lange Wanderung in Norwegen gebraucht haben. In die Marinade durften keine frischen Zwieben weil sie sonst verdorben wären.

Der Teig sollte nach dem Kneten nicht mehr sehr klebrig sein. Ansonsten einfach noch ein bisschen Mehl dazu geben und nochmal kräftig durchkneten. Dann zu einer Kugel formen und für 15 Minuten gehen lassen.




In der Zwischenzeit kann man schon mal den Backofen auf 225° voheizen und ein Backblech mit Backpapier bestücken. Außerdem braucht man noch ein großes Ei, das mit 2 EL Wasser verrührt wird. Und Salz zum Bestreuen der Bretzeln natürlich.

Nach der Gehzeit wird der Teig in sechs gleich große Teile geschnitten und jedes Teil dann mit den Händen in eine lange Wurst gerollt. Da ich Rezeptangaben mehr als eine pure Anregung ansehe und nicht akribisch umsetze wurden die Würste ungefähr 50 cm lang. Dass ich sie vielleicht noch länger und dünner hätte rollen sollen hat sich später rausgestellt. Aber first things first..

Aus den Teigwürsten wickelt man dann Brezeln, pinselt sie mit der Ei-Wasser-Mischung ein und setzt sie aufs Blech. Dann noch nach Geschmack grobes Meersalz drüber und ab in den Backofen. 



Nach ungefähr 10 Minuten fangen sie an verboten gut zu riechen. Dann kurz rausholen und mit etwas zerlassener Butter vorsichtig einpinseln. Geht man zu grob vor, fällt das Salz runter.

Das Rezept gibt dann noch weitere 5 Minuten Backzeit an, aber bei mir waren es eher 10. Das mag aber dran gelegen haben, dass die Biester heftig aufgegangen sind. So heftig, dass sie am Ende nicht mehr wie Brezeln ausgesehen haben. 
Am absolut göttlichen Geschmack hat das nichts geändert. Viel mehr als ein paar Radieschen, Cocktailtomaten, vielleicht noch eine Schüssel Salat, braucht man dazu nicht. Ich hab noch zusätzlich schnell eine Packung Frischkäse mit ein paar Löffeln Joghurt, Salz und gehacktem Basilikum verrührt. Das Basilikum musste eben auch weg...


Die Brezeln wird es in jedem Fall wieder geben, und nicht nur dann wenn wieder Käse weg muss. Beim nächsten Mal werde ich aber etwas geduldiger sein und die Teigwürste länger machen, dann klappt es sicher auch mit der Brezelform. Das gestrige Erzeugnis lässt sich mehr als "Knibbel" bezeichnen. Das ist die korrekte Übersetzung des Worts Knoten ins pfälzische.

Die Knibbel waren auch sehr sättigend und wir haben gestern nicht alle geschafft, da die Jungs beide unterwegs waren. Das letzte Knibbelchen ist gerade der kleinen Schneiderin zum Opfer gefallen. Sie meinte es wäre auch ein feines Frühstück.


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